Der Heilige Laurentius von Brindisi (1559 – 1619)

Provinzpatron der Kapuziner Österreichs und Südtirols

Während seiner Zeit in der Ordensleitung wird die Gemeinschaft der Kapuziner 1619 zum eigenständigen Orden. In den Jahren davor hat sie sich nördlich der Alpen ausgebreitet. Zahlreiche Klöster – auch in unserer Provinz – wurden bei ihrer Gründung ein Stück von Laurentius selbst begleitet. Darüber hinaus ist Laurentius von Brindisi der einzige Generalminister der Kapuziner, der heiliggesprochen und zum Kirchenlehrer erhoben wurde.

„Als er diese Aufgabe [Anm.: Provinzvisitiationen] zu Ende geführt hatte, übertrugen ihm die Päpste und auch verschiedene europäische Fürsten diplomatische Missionen (…) Trotz seiner beanspruchenden Tätigkeiten verharrte er stundenlang im Gebet und meditierte in der Eucharistiefeier über lange Augenblicke.“ (1) Das schreibt Br. Mauro Jöhri, Generalminister des Kapuzinerordens 2006 -2018 über den heiligen Laurentius.

Als Laurentius am 22. Juli 1619 stirbt, hat er 60 ereignisreiche Lebensjahre hinter sich. Viele Funktionsperioden lang war er Mitglied des Generalrates der Kapuziner, auch das Amt des Generalministers selbst wurde ihm übertragen. Zahlreiche Provinzen wählten ihn zum Provinzial, geistliche und weltliche Oberhäupter betrauten ihn mit diplomatischen Missionen. All diese Aufgaben hielten ihn nicht ab, in Advent und Fastenzeit Predigtdienste zu übernehmen. Das einfache Volk hörte ihm nicht nur gern zu, es verehrte ihn als lebenden Heiligen. Gegen Ende seines Lebens nahm diese Verehrung solche Ausmaße an, dass er sich zeitweise nur auf Schleichwegen oder verkleidet fortbewegen konnte.

Ein Lungenleiden begleitet Laurentius sein Leben lang

Am 22. Juli 1559 wird Laurentius unter dem bürgerlichen Namen Guilio Cesare Russo in Brindisi geboren. Schon früh verliert er den Vater, vermutlich auch die Mutter. Nach Jahren in einer Klosterschule von Franziskanerminoriten übernimmt 1574 sein Onkel Don Pietro, der Kleriker unterrichtet, seine Ausbildung. Bereits ein Jahr später tritt er ins Noviziat der Kapuziner ein und erhält den Ordensnamen Lorenzo. Damit wäre seine Zeit als Kapuziner auch schon wieder fast zu Ende gewesen: Eine Erkrankung an der Lunge, die ihn sein ganzes Leben weiter begleiten sollte, führt zu einer Verlängerung seiner Noviziatszeit um ein Monat. Am 24. März 1576 legt er schließlich die Profess ab.

Der Orden breitet sich in einem zerrissenen Europa Richtung Norden aus

Laurentius wird in einer Zeit politischer Veränderungen und religiöser Unsicherheit Kapuziner. Die Auseinandersetzungen mit dem Osmanischen Reich sind in vollem Gange: 1571 wird die Seeschlacht von Lepanto geschlagen, doch der gesamte Osten (Ungarn, Siebenbürgen, Moldawien) ist seit 1526 unter türkischer Herrschaft. Die erste Türkenbelagerung Wiens findet 1529 statt. Kirchlich läutet das Trienter Konzil 1545 bis 1563 die Gegenreformation ein.

Neben den Jesuiten soll auch der Kapuzinerorden ein wichtiges Werkzeug der katholischen Herrscher zur Rekatholisierung des Volkes werden. Der junge franziskanische Reformorden ist gerade dabei, die ersten Brüder über die Alpen nach Norden zu schicken. Als 1594 schließlich Innsbruck als erstes Kloster jenseits der Alpen eingeweiht wird, ist Laurentius von Brindisi Generalkommissar für Tirol und zuständiger Provinzials.

Beliebter Prediger und Gründer zahlreicher Klöster – auch in unserer Provinz

Die Kapuziner waren beim einfachen Volk bekannt und beliebt als Prediger. Laurentius war da keine Ausnahme – besonders war jedoch, wie früh er schon als Prediger eingesetzt wurde. Bereits als Diakon, mit 23 Jahren, darf er in Venedig seine ersten Fastenpredigten halten. Bis an sein Lebensende wird er unabhängig von seinen sonstigen Aufgaben in Fastenzeit und Advent mehrmals wöchentlich diesem Dienst nachkommen.

Der Predigtdienst ist auch eine der beiden Aufgaben, mit der die Kapuziner später ihre Mission in Prag beginnen, wohin sie vom dortigen Erzbischof gerufen werden: Laurentius ist zu diesem Zeitpunkt bereits Generalkommissar für die Mission „im Osten“ und hat eine kleine Gruppe Kapuziner nach Prag begleitet. Ende 1599 kommen sie dort an. Drei Predigteinsätze in der Woche und Krankenpflege sind ihre ersten Dienste an der Prager Bevölkerung, die sie zunächst skeptisch aufnimmt.

Auf Innsbruck folgen Bozen – Salzburg – Prag – Wien – Graz …

Auf dem Weg nach Prag haben sie Kriegs- und Seuchenbedingt längere Zeit in Wien Halt gemacht. Der Aufenthalt wird für unsere Provinz langfristig sehr bedeutsam sein: Sechs ihrer Mitbrüder müssen sie auf Wunsch des Erzherzogs dort zurücklassen, um ein eigenes Kloster in Wien zu gründen. Dieses wird jedoch nicht am Ort des heutigen Wiener Kapuzinerklosters stehen, sondern in St. Ulrich, im 7. Wiener Bezirk.

Das erste Kapuzinerkloster wurde 1683 durch die Osmanen zerstört, jedoch 1684 über Initiative von Feldmarschall Graf von Serenyi in seiner heutigen Gestalt wiederaufgebaut. 1811 wurde es aufgelassen und die Gebäude von der niederösterreichischen Regierung den Mechitaristen übergeben, die das namengebende Hochaltarbild „Maria Schutz“ aufstellten.

Diese Strecke quer durch unsere heutige Kapuzinerprovinz Österreich Südtirol hat Laurentius später in seinem Leben noch viele Male zurückzulegen: Über die neuen Klöster Bozen (eingeweiht 1603), Innsbruck (1594), dem Inn und der Donau entlang nach Wien geht der Reiseweg – entweder nach Prag oder später Richtung Süden zum etwa zeitgleich mit Wien gegründeten Grazer Kloster (1605). Dort wird er im Jahr 1608 die Gründung eines eigenen steirischen Kommissariats beaufsichtigen.

Für unsere Provinz bedeutsam ist auch sein Einsatz in Salzburg: In einer Auseinandersetzung um Salzexporte zwischen Herzog Maximilian von Bayern und dem Salzburger Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau wird er zum Vermittler bestellt. Letzter hatte ursprünglich die Kapuziner nach Salzburg gerufen. In dem Konflikt erkennt er Laurentius jedoch nicht als Vermittler an – ist der Kapuziner doch ein persönlicher Freund von Maximilian. Der Streit eskaliert und endet schließlich mit der Gefangensetzung des Salzburger Kirchenfürsten.

Aus der Menschenführung werden diplomatische Missionen

Auch die Begleitung anderer Menschen wird schon früh die Aufgabe des Laurentius von Brindisi. Bereits 1583 wird er zum Lektor der Provinz Venedig ernannt. Selbst erst 24 Jahre zählend ist er damit für die Ausbildung und Begleitung der Kapuzinerstudenten in Venedig verantwortlich. Drei Jahre später geht er als Novizenmeister und Guardian nach Bassano del Grappa. In dieses ruhige Kloster zieht er sich im Laufe seines Lebens immer wieder zur Erholung zurück. 1589 wird er vom Generalminister nach Süden gerufen. Ab diesem Jahr nehmen zahlreiche teilweise heikle Führungsaufgaben und politischen Missionen einen großen Teil seiner Zeit in Anspruch: Er wird Provinzial der Toskana, von Venedig und später in Abwesenheit von der Schweizer Provinz.

1596 wird er erstmals in den Generalrat gewählt, 1602 zum Ordensgeneral. Seine Kontakte zu den Herrscherhäusern beschränken sich zunächst auf den italienischen, bayrisch-österreichischen und böhmischen Raum, später wird er in diplomatischen Missionen auch nach Spanien gesandt werden. Etwa die Einigung der katholischen Liga (1609) ist sein Verdienst und auch der Sieg über die osmanischen Truppen bei Stuhlweißenburg (1601/02) wird ihm zugeschrieben.

Zu seiner letzte Sendung nach Spanien als Vermittler zwischen dem spanischen Vizekönig Pedro Téllez-Giròn und dem Volk von Neapel muss man ihn zwingen. Tatsächlich erkrankt er Mitte Juni in Barcelona und stirbt am 22. Juli 1619. Es wird vermutet, dass Gift im Spiel war.

Heiliger Laurentius von Brindisi – Daten in Kürze

  • * 22. Juli 1559
  • + 22. Juli 1619
  • 21. Juli Gedenktag
  • 1881 Heiligsprechung
  • 1959 Erhebung zum Kirchenlehrer

Ein Leben aus Gemeinschaft und Stille

Diese beiden typischen kapuzinischen Elemente begleiten Laurentius sein Leben lang

Trotz aller politisch-diplomatischer Missionen und hoher Ämter bleibt Laurentius Zeit seines Lebens ein tiefreligiöser Ordensmann, der sich oft zum Meditieren in die Stille zurückzieht. In all seinen Reisen ist ihm die Gemeinschaft mit den Mitbrüdern wichtig. So begleiten ihn etwa auf der Visitationsreise als Generalminister fünf Mitbrüder, die ihm als „wandernde Klostergemeinschaft“ (2) zur Seite stehen. Sein Menschenbild und seine Spiritualität sind stark von Mystik geprägt: Der Mensch kann sich Christus annähern, indem er durch Gottesfreundschaft und Nächstenliebe das Kreisen um sich selbst durchbricht. Dieser Weg fordert vom Menschen ständigen Einsatz in seiner Liebe und Hingabe zu Gott.(2) Diesen ständigen Einsatz fordert Laurentius auch von seinen Mitbrüdern. Zahlreiche Briefe, Mahnungen an seine Mitbrüder, Predigten und andere Schriften von Laurentius sind uns heute erhalten.

Laurentius im Wortlaut:

„Oh hielten wir uns doch nur diese Wirklichkeit vor Augen: Dass Gott wirklich gegenwärtig ist, wenn wir betend zu ihm sprechen. Dass er unser Gebet wirklich hört, auch wenn wir nur mit dem Herzen und im Geiste beten – dass er nicht nur gegenwärtig ist und uns hört, sondern sogar gerne und mit größter Freude unseren Bitten entgegenkommt und dies seinem Wunsch entspricht.“

Karte aus dem Jahr 1643 – kurz nach Laurentius

Quellenangabe:
(1) Rundbrief des Generalministers. Ansage des Laurentiusjahres. Rom, 21. Juli 2018. (Prot. Nr. 00678/18)
(2) vgl: Kuster, Niklas, Laurentius von Brindisi. Apostel auf den Straßen Europas. Kevelaer 2010. 101f
Der Text wurde auf Basis dieser beiden Quellen verfasst.